"Blick zurück: Peter Weber schaut in das Tal, in dem er als Verdingkind misshandelt wurde. Sein Hund Rambo begleitet ihn." "Heute lebt Peter Weber in einem Hochhaus im 9. Stock." "Immer wenn er einen Freund im 13. Stock besucht, wird er etwas neidisch, dort ist die Aussicht noch besser." "Eines Tages lief ihm ein Hund zu, er wog nur zehn Kilo, sein kupferfarbenes Fell war dreckig und verlaust. Peter Weber stellte ihm Futter hin, ließ ihn impfen und nannte ihn Rambo, weil er ständig aufs Bett sprang und die Kissen durch die ganze Wohnung trug." "Die Nachmittage verbringt er meist zu Hause, raucht eine Zigarette nach der anderen, trinkt zu viel Kaffee." "Durch das Panoramafenster seines Wohnzimmers überblickt er ganz Basel. Unten rauscht die Autobahn Richtung Deutschland, daneben auf den Schienen fahren die ICEs nach Amsterdam, Paris, Prag." "Das schöne Dorf im Emmental. Der Hof Tannegg ist von hier oben nicht zu sehen. Alte, windschiefe Höfe ducken sich an die Hügel,unter Dächern, die fast bis zum Boden reichen, unverändert seit Jahrhunderten. Schnee liegt auf den Wiesen." "Auf Tannegg konnte er keinem trauen. Freundliche Worte entpuppten sich als Lügen, verlockende Angebote als Fallen. Sein bester und einziger Freund war das Netteli. Der Hofhund. Oft liefen sie gemeinsam weg von Tannegg, in den Wald, für ein paar Stunden, manchmal auch für Wochen." "Wenn er sich doch ins Emmental traut, dann nur auf einen der Bergrücken. Da steht er dann und schaut hinunter nach Langnau, das gemessen an der Einwohnerzahl inzwischen eine Stadt ist – aber lieber ein Dorf bleiben möchte." – Text: Paula Scheidt: "Das dunkle Tal seiner Kindheit" Other projects HAUSBESUCHE View VOLKER FINKE View BREISACHER View ADALAIDE View PETER WEBER Current ENRICO PIERI View TIGER View ERNST STERN View Previous Next Back to projects